Still ist es – und dunkel.
Um mich – und in mir.
Die Kraft schwindet .
Ich werde ruhig. Nachdenklich.
Fühle mich leer und ausgelaugt.
Immer klarer wird mir,
warum es „Trauerarbeit“ heißt.
Es ist Arbeit.
Nicht nur mit dem Schmerz klarkommen.
Vergangenheit aufarbeiten.
Warum heißt es Trauerbewältigung?
Sollen wir unsere Trauer bewältigen wie einen Feind?
Geht das?
Ich versuche, meine Trauer anzunehmen.
Wie einen Freund.
Einen Freund, den ich in meinem
größten Schmerz kennen lernte.
Oder kurz danach?
Mein erster Freund war der Schock.
Er verließ mich, um der Trauer Platz zu machen.
Nun sehne ich mich manchmal nach dem Schock.
Nach dem Gefühl, dass alles nicht wahr ist.
In Watte gepackt hat er mich.
Aus der Realität entführt.
Doch er kommt nicht wieder.
Genauso wenig wie mein Sohn.

Sehnsucht.

Seinen Geruch noch in der Nase.

Sein Lächeln noch vor Augen.

Sein Blick in meinen Augen

Seine warme Haut noch an den Fingern.

Seine Liebe noch im Herzen.

Immer und immer und immer.

Still, seid leise, es war ein Engel auf der Reise.Er wollte nur ganz kurz bei Euch sein, warum er ging, weiß Gott allein.
Er kam von Gott, dort ist er wieder, wollte nicht auf unsere Erde nieder.

Ein Hauch nur blieb von ihm zurück. In Euerem Herzen ein großes Stück.

Er wird jetzt immer bei Euch sein, vergesst ihn nicht, er war so klein.

Geht nun ein Wind, am milden Tag, so denkt, es war sein Flügelschlag.

Und wenn Ihr fragt, wo mag er sein? Ein Engelchen ist niemals allein.

Er kann jetzt Farben sehen, und barfuss durch die Wolken gehen.

Vielleicht lässt er sich hin und wieder, bei uns in unseren Träumen nieder.

Und wenn ihr ihn auch sehr vermisst und weint weil er nicht bei euch ist, so denkt im Himmel, wo es ihn nun gibt, erzählt er stolz:

ICH WERDE GELIEBT

Spuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum


Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur
gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

Gedanken

Ich bin so müde vom Kampf der Emotionen,

müde von der Angst, den Hoffnungen, den Rückschlägen.

So müde. Nur noch schlafen.

Aber sobald ich im Bett liege kommen die Gedanken,

die Wünsche und Hoffnungen und es braucht so viel Kraft, sich abzulenken.

Und dann kommen doch die wirren Träume und ich bin froh,

wenn der Wecker läutet und ich aufstehen darf.

Wenn die Arbeit auf mich wartet,

das Einkaufen, das Aufräumen, das Kochen.

Ablenkung eben.

Trotzdem stehe ich dann manchmal da, stehe da und frage mich,

wie es dir geht, hoffe auf eine Nachricht.

Wenn mein Mann heimkommt muß ich ihn ganz fest drücken, ihm ganz nahe sein, seine Wärme spüren, seine Lebendigkeit.

Normalität tanken, einfach nur sein.

Diesen Zustand geniessen, solange er dauert und froh sein.

Bis die Angst zurückkommt, die Sorgen, mein Herz wieder wie verrückt klopft und ich zum Grab gehe um dir nahe zu sein.

Wie geht es dir?

Wo bist du?

Was ist passiert?

Was machst du?

Kannst du uns sehen?

Kannst du unsere Liebe spüren?

Immer wieder dieselben Fragen.

Immer wieder dieselben Ängste.

Ich bin so müde.

Möchte nur noch schlafen.

S

Sternenkinder werdet ihr genannt,
denn niemals mehr kann euch reichen
eure Mutter tröstende Hand.
Sternenkinder die zu früh mussten gehn,
eure Seelenlichter
sind nun am strahlenden Nachthimmel zu sehen.
Sternenkinder ihr seit in aller Herzen
auch wenn euer Weggang
bereitete so große Schmerzen.
Sternenkinder erhellt unsere Nacht
damit der Schmerz der Eltern
wird gelindert durch eure sanft strahlende Macht.
Sternenkinder ihr seit aller Herzen so nah
doch niemals wird es so sein
wie es früher einst war.

Autor Unbekannt

Was wisst Ihr von mir


Ihr glaubt ich hätte es überwunden
hätte neuen Lebensmut gefunden
Was wisst ihr von mir?
Nichts!
ich lebe nicht ich funktioniere
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

ihr lacht und scherzt und ich lache mit
denn das erwartet man doch
aber wenn ich allein bin weine ich immer noch
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

ihr erzählt von euren "kleinen Sorgen"
und ich tu so als hörte ich zu
aber während ihr wisst
dass man all eure Probleme lösen kann
gehe ich zum grab meines Kindes und zünde Kerzen an
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

ihr sagt die Zeit heilt alle Wunden
und irgendwann wird alles wieder gut sein
doch ich weiss meine Wunden heilt keine Zeit
ich werde nie mehr wie früher sein
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

ihr vermeidet den Namen meines Kindes
weil ihr denkt dass mir das Kummer bringt
doch er ist sowieso immer in meinen Gedanken
nichts ist mir wichtiger als die Erinnerung an mein Kind
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

ihr sagt "das Leben geht weiter,
das ist der Lauf der Zeit"
ich weiss nur dass ich leben muss,

keiner fragt: schaffst du dass,

mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

darum nur eine Bitte
gebt mir keine Ratschläge mehr wie ich leben soll
lasst mich einfach wie ich bin
und wenn ich euch nicht begegnen will so nehmt es hin
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

Der Segen der Trauernden

Gesegnet seien alle,
die mir jetzt nicht ausweichen.
dankbar bin ich für jeden,
der mir einmal zulächelt
und mir seine Hand reicht,
wenn ich mich verlassen fühle.
Gesegnet seien die,
die mich immer noch besuchen,
obwohl sie Angst haben,
etwas Falsches zu sagen.

Gesegnet seien alle,
die mir erlauben
von dem Verstorbenen zu sprechen.
Ich möchte meine Erinnerungen
nicht totschweigen .
Ich suche Menschen,
denen ich mitteilen kann,
was mich bewegt.

Gesegnet seien alle,
die mir zuhören,
auch wenn das,
was ich zu sagen habe,
sehr schwer zu ertragen ist.

Gesegnet seien alle,
die mich nicht ändern wollen,
sondern geduldig so annehmen,
wie ich jetzt bin.

Gesegnet seien alle,
die mich trösten
und mir zusichern,
dass Gott mich nicht verlassen hat.

(Marie-Luise Wölfing)